Q2/2019 - Brasilianische BRICS-Präsidentschaft
- BRICS-Koordinierungsmeeting, Brasilia, 31. März 2019
- Außerordentliches BRICS-Gipfeltreffen, Osaka, 28. Juni 2019
- SCO-Gipfeltreffen, Bischkek, 14. Juni 2019
Ende März 2019 hat das erste BRICS-Koordinierungsmeeting unter der brasilianischen BRICS-Präsidentschaft in Brasilia stattgefunden. Geeinigt wurde sich auf die Schwerpunkte der 2019er BRICS-Präsidentschaft sowie auf einen Fahrplan mit verschiedenen Vorbereitungstreffen für den BRICS-Gipfel, der für den 14. und 15. November in Brasilia vorgesehen ist. Das generelle Thema der brasilianischen BRICS-Präsidentschaft ist „Wirtschaftswachstum für eine innovative Zukunft“. Einer der fünf Schwerpunkte ist die Förderung der Digitalwirtschaft (Enhancement of the cooperation on digital economy). Ein weiterer Schwerpunkt ist die Kriminalitätsbekämpfung (Invigoration of the cooperation on the fight against transnational crime, especially against organized crime, money laundry and drug traffic). Die jahrelang von den BRICS-Staaten erhobene Forderung nach einem völkerrechtlichen Vertrag zu Cybersicherheit im Rahmen der UNO steht allerdings nicht mit in diesem Programm.
Am Rande des G20-Gipfeltreffens am 28. Juni in Osaka gab es ein außerordentliches Treffen der fünf BRICS-Präsidenten (Jair Bolsonaro, Wladimir Putin, Xi Jinping, Cyril Ramaphosa and Narendra Modi). In dem „Joint Statement“ bekräftigen die fünf Präsidenten ihre Absicht, das BRICS-Format weiter für die Verfolgung gemeinsamer Ziele zu nutzen.[1] Insbesondere wenden sich die fünf Länder gegen Unilateralismus und Protektionismus im internationalen Handel. Sie bekräftigen ihre Unterstützung für ein diskriminierungsfreies multilaterales Handelssystem mit der WTO im Zentrum. Internet-relevante Fragen finden sich in der 18-Punkte-Erklärung an zwei Stellen:
- Im Paragraph 11 wird der Missbrauch des Internets für terroristische Aktionen zurückgewiesen. Dort wird festgestellt, dass Staaten die Hauptverantwortung tragen für Sicherheit im Internet, dass aber auch private Unternehmen eine Verantwortung haben, mit Regierungen zusammenzuarbeiten, um die Fähigkeit von Terroristen zu eliminieren, das Internet für ihre Zwecke zu missbrauchen.[2] Die Forderung nach einer UN-Konvention zur Cybersicherheit wird jedoch nicht erhoben.
- Das zweite internet-relevante Thema ist die Entwicklung der digitalen Wirtschaft. Die fünf Ländern könnten durch einen vertieften Erfahrungsaustausch noch viele ungenutzte Ressourcen mobilisieren, um die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Entwicklung der nationalen Wirtschaft zu maximieren. Eine Schlüsselrolle soll dabei die unter der südafrikanischen BRICS-Präsidentschaft 2018 gebildete BRICS Partnership on New Industrial Revolution (PartNIR) spielen[3].
Eng verbunden mit BRICS ist die bereits 1998 gegründete Shanghai Cooperation Organisation (SCO). Die SCO hat acht Vollmitglieder ̶ darunter die drei BRICS-Länder China, Russland und Indien – sowie zehn offizielle Beobachter und Dialogpartner. Kirgisien hat 2019 die rotierende SCO-Präsidentschaft. Am 25. Juni 2019 fand das jährliche Gipfeltreffen der SCO in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek statt.
In der Bischkek-Deklaration erheben die SCO-Staaten erneut die Forderung, ein völkerrechtliches Instrument zur Bekämpfung von Cyberkriminalität und Terrorismus im Rahmen der Vereinten Nationen auszuarbeiten. Sie berufen sich dabei auf die von der 73. UN-Vollversammlung im Dezember 2018 verabschiedeten Resolutionen zu diesem Thema.[4]
Die SCO-Staaten wollen auch ihre Kooperation im Bereich der Digitalwirtschaft verbessern. Sie sehen insbesondere in der von China initiierten „neuen Seidenstraßen-Initiative“ (Belt and Road Initiative/BRI), die auch das Projekt einer „digitalen Seidenstraße“ enthält, großes Potenzial, das enger verbunden werden soll mit dem von Russland geförderten euro-asiatischen Wirtschaftsraum. Digitalisierung und künstliche Intelligenz spielen dabei eine große Rolle.[5]
Im Jahr 2020 geht die rotierende SCO-Präsidentschaft auf Russland über. Damit ist Russland im Jahr 2020 Gastgeber für zwei Gipfelkonferenzen, da Russland 2020 auch die BRICS-Präsidentschaft übernimmt.