Q2/2021 - Facebook Oversight Board (FOB)
Facebooks Antwort zu FOB-Entscheidungen, 4. Juni 2021
Die Zweifel, ob der von Facebook geschaffene sogenannte „Oversight Board“ ein brauchbares Instrument im Kampf gegen Fake News und Hate Speech ist, haben sich im 2. Quartal weiter verstärkt. In einer Antwort auf die FOB-Entscheidungen aus dem 1. Quartal 2021 hat Facebook dem FOB mitgeteilt, dass es von den 19 Empfehlungen 15 akzeptiert. Eine Empfehlung wird teilweise akzeptiert. Bei zwei Empfehlungen müsse Facebook noch weitere Untersuchungen anstellen. Eine Empfehlung hat Facebook zurückgewiesen
- Insbesondere das Hin und Her im Zusammenhang mit der Sperrung des Facebook-Accounts des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump hat für weitere Verwirrung und Unklarheiten gesorgt, wer eigentlich das letzte Wort hat. Nach dem jetzigen Verfahren sind die FOB-Empfehlungen nicht rechtsverbindlich für das Unternehmen Facebook. In seiner Antwort auf die FOB-Entscheidung zum Trump-Fall hält sich Facebook die Tür offen, um finale Entscheidungen hinsichtlich der Löschung von Inhalten und Konten selbst zu treffen. In der 20-seitigen Erklärung von Facebook vom 5. Juni 2021 heißt es u.a. “We are working to enhance our automated tools to improve our proactive review of content that could potentially impact public safety”. Es gibt keine klare Deadline für eine Reaktion. Facebook schreibt indessen: „We will continue to consider the broader context of content from public figures”. [1]
- Es gibt mittlerweile eine breit gefächerte Expertendiskussion über Sinnhaftigkeit oder Unsinn des mit dem „Facebook Oversight Board“ eingeschlagenen Weges für eine effektive Kuratierung von im Internet zirkulierenden Informationsinhalten
- Eine Gruppe argumentiert, dass sich Facebook mit dem FOB aus der eigenen Verantwortung stehlen will. Entscheidungen über Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der Publikation von Informationsinhalten gehörten vor öffentliche staatliche Gerichte und nicht in die Hände von privaten Firmen. Bezweifelt wird auch, ob der FOB mit der gigantischen Zahl von Fällen – im 2. Quartal waren es wieder über 200.000 Einsprüche - überhaupt umgehen kann.
- Andere Kritiker verweisen darauf, dass das FOB ein innovatives Experiment sei. Der mit dem FOB eingeschlagene Weg stecke noch in den Kinderschuhen und sei daher mit Kinderkrankheiten behaftet. Mittelfristig aber hätte dieses Verfahren das Potenzial, zur Lösung schwieriger Probleme beizutragen. Durch seine Entscheidungen könnten über einen längeren Zeitraum auch neue universelle Normen zum Umgang mit strittigen Informationsinhalten entwickelt werden. [2]