Q1/2020 - Russische BRICS-Präsidentschaft
BRICS-Gipfeltreffen, St. Petersburg, 21. – 23. Juli 2020
Auch die Vorbereitung des 12. Gipfeltreffens der fünf BRICS-Staaten (21. bis 23. Juli 2020 in St. Petersburg) wird überschattet von der Corona-Krise. Bis Ende März 2020 gab es noch keine Entscheidung, ob der Gipfel abgesagt, verschoben oder virtuell durchgeführt wird. Ab Mitte März 2020 wurden zunächst alle weiteren Vorbereitungstreffen abgesagt bzw. werden als Videokonferenzen durchgeführt. Das betraf auch das geplante Expertenseminar über den Missbrauch des Internets und die Rolle digitaler Forensik im Kampf gegen Terrorismus, das für den 26. und 27 März 2020 geplant war.
BRICS-Expertentagungen, Moskau, Februar & März 2020
Stattgefunden haben hingegen das 23. Treffen der BRICS-Kontaktgruppe zu Wirtschafts- und Handelsfragen (26. – 28. Februar 2020 in Moskau) und eine BRICS-Expertenkonferenz zum Konsumentenschutz beim elektronischen Geschäftsverkehr (13. März 2020 in Moskau).
Bei der Tagung der BRICS-Kontaktgruppe (26. – 28. Februar in Moskau) wurde ein von Russland verfasstes Grundsatzdokument mit Schwerpunkten und Leitlinien für die Entwicklung der wirtschaftlichen Kooperation zwischen den BRICS-Staaten bis 2025 (Strategy for BRICS Economic Partnership by 2025) vorgestellt[1]. Das Dokument enthält auch einen Abschnitt zur digitalen Transformation. Sein Wortlaut wurde jedoch nicht veröffentlicht. Diskutiert wurde auch ein abgestimmtes Verhalten der fünf BRICS-Staaten bei der Vorbereitung der 12. Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO), die für den Juli 2020 in Nur-Sultan/Kasachstan geplant ist.
Bei der Tagung zum Konsumentenschutz beim elektronischen Geschäftsverkehr (13. März 2020 in Moskau) kamen u.a. Themen wie Risiken und Möglichkeiten grenzüberschreitender Bezahlvorgänge beim E-Commerce und der Kampf gegen Betrug beim Online-Handel zur Sprache. Eine gemeinsame Schlusserklärung gab es nicht. Verstärkt werden soll ein Erfahrungsaustausch zur nationalen E-Commerce- Gesetzgebung[2].
Shanghai Cooperation Organisation
Russland hat 2020 auch die Präsidentschaft der eng mit BRICS verbundenen Shanghai Cooperation Organisation (SCO). Die doppelte Präsidentschaft hat dazu geführt, erstmalig BRICS- und SCO-Gipfeltreffen parallel stattfinden zu lassen (21. bis zum 23. Juli 2020 in St. Petersburg). Durch die Corona-Krise ist jedoch auch der SCO-Zeitplan durcheinandergeraten. Bei der Vorbereitung des 2020er SCO-Gipfels hat Russland das bereits 2015 verabschiedete Strategiedokument für die SCO-Entwicklung bis 2025 reaktiviert (Strategy for the Development of the Shanghai Cooperation Organization for a period until 2025). Dieses Dokument war unter der 2015er russischen SCO-Präsidentschaft auf dem damaligen SCO-Gipfel in Ufa verabschiedet worden, hat aber zwischenzeitlich keine große Rolle gespielt. Es enthält jedoch sowohl für den Cybersicherheitsbereich[3]als auch für den Bereich der Digitalwirtschaft[4]Aussagen, die noch immer relevant sind. Das betrifft vor allem die Regulierung des Internets im Rahmen der UNO, die Stärkung der ITU, die Unterstützung der chinesischen Initiative zu einer digitalen Seidenstraße und den Kampf gegen die „three evils“ im Internet: Terrorismus, Extremismus und Separatismus. Zum Kampf gegen die „three evils“ gibt es seit 2001 einen speziellen multilateralen SCO-Vertrag (Shanghai-Konvention), der von sechs Staaten (China, Russland, Tajikistan, Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan) unterzeichnet wurde[5].