Q1/2021 - Weltwirtschaftsforum Davos
Virtuelles Weltwirtschaftsforum, 25. – 29. Januar 2021
Unter der Überschrift „The Davos Agenda“[1] veranstaltete das Weltwirtschaftsforum vom 25. – 29 Januar 2021 ein virtuelles Meeting mit zahlreichen Paneldiskussionen. Zu den Keynote Speakern gehörten die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Premierminister von Singapur, Lee Hsien Loong, der chinesische Präsident Xi Jinping, der südafrikanische Präsident Cyril M. Ramaphosa, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde, UN-Generalsekretär António Guterres, Secretary-General und der indische Premierminister Narendra Modi. Zu den Schwerpunktthemen gehörten Cybersicherheit, Digitale Wirtschaft und künstliche Intelligenz.
UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einer geopolitischen Spaltung des Internets, bei dem jede Großmacht ihr „eigenes Internet“ habe, und forderte eine Weiterentwicklung des Multistakeholder-Modells für Internet Governance. „We also see fragility in cyberspace, with no consensus on how to take full profit of the digital world that we all increasingly depend on, while avoiding the risks. We are still far from putting in place the multi-stakeholder mechanisms that would ensure safe and equitable governance of cyberspace“[2].
Der russische Präsident Vladimir Putin sprach ausführlich über die Folgen der „4. Industriellen Revolution“ für den Arbeitsmarkt und warnte vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft. Putin kritisierte insbesondere die US-amerikanischen Internet-Plattformen, die mittlerweile so viel Macht hätten, dass sie nicht mehr nur untereinander konkurrieren, sondern ganze Staaten herausfordern würden. „In the opinion of these companies, their monopoly is optimal for organising technological and business processes. Maybe so but society is wondering whether such monopolism meets public interests. Where is the border between successful global business, in-demand services and big data consolidation and the attempts to manage society at one’s own discretion and in a tough manner, replace legal democratic institutions and essentially usurp or restrict the natural right of people to decide for themselves how to live, what to choose and what position to express freely?[3]
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach über die Defizite Deutschlands bei der Digitalisierung. „Nicht gut sahen wir aus – dieser Mangel zeigt sich bis in die heutigen Tage –, was die Digitalisierung unserer Gesellschaft angeht. Das beginnt bei der überregionalen Vernetzung der Gesundheitsämter. Das zeigt sich bei der Digitalisierung der Verwaltung. Das zeigt sich auch bei der Digitalisierung unseres Bildungssystems, etwa mit Blick auf Fernunterricht und Fernstudiengänge. Hier haben wir also auch mit unserem Konjunkturprogramm angesetzt, weil wir hier besser und schneller werden müssen. Wir wissen, dass wir hier nachzuarbeiten haben.“… Wir müssen in großer Geschwindigkeit multilaterale Antworten auf die neuen Herausforderungen der Digitalisierung finden. Ich hoffe, dass wir gerade auch mit der neuen US-amerikanischen Administration die Arbeiten der OECD zur Mindestbesteuerung von digitalen Unternehmen fortsetzen und intensivieren können und dass es uns besser gelingt, die zentrale Rolle des Wettbewerbsrechts global zu verankern, um die Entstehung von Monopolen zu verhindern. Es gibt natürlich solche Tendenzen. Darüber müssen wir auch international sprechen, denn sonst wird sich jeder allein auf unzureichende Art und Weise mit solchen Monopolstrukturen auseinandersetzen[4].
Chinas Präsident Xi Jinping hob hervor, dass Wissenschaft, Technologie und Innovation das Schlüsselelement für menschlichen Fortschritt darstellen. Da Wissenschaft keine Grenzen kenne, sei ein auf den Prinzipien des Völkerrechts basierender „Multilateralismus“ die einzige Möglichkeit für ein friedliches Miteinander. Dabei müsse man berücksichtigen, dass unterschiedliche Staaten unterschiedliche Kulturen, Historien und soziale Systeme hätten. Die Anerkennung dieser Unterschiede sei eine Voraussetzung für Frieden, politische Stabilität und sozialen Fortschritt. „The different histories, cultures and social systems are as old as human societies, and they are the inherent features of human civilization. There will be no human civilization without diversity, and such diversity will continue to exist for as long as we can imagine. Difference in itself is no cause for alarm. What does ring the alarm is arrogance, prejudice and hatred; it is the attempt to impose hierarchy on human civilization or to force one's own history, culture and social system upon others. The right choice is for countries to pursue peaceful coexistence based on mutual respect and on expanding common ground while shelving differences, and to promote exchanges and mutual learning. This is the way to add impetus to the progress of human civilization[5].
Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, nutzt das Weltwirtschaftsforum, um für das von der EU vorgeschlagene „Digital Economy Rulebook“ zu werben[6]. So richtig es war, dass nach dem Sturm auf das US-amerikanische Capitol der Twitter-Account von Ex-Präsident Trump gesperrt wurde, so wenig könne man es am Ende des Tages transnationalen Unternehmen überlassen, die Normen für zivilisiertes Verhalten im Cyberspace zu setzen. Das Gesetzesvorhaben der EU (Digital Service Act & Digital Market Act) sollten die konstituierenden Elemente eines solchen „Digital Economy Rulebook“ sein. Von der Leyen lud erneut die USA ein, sich an der Ausarbeitung dieses „Rulebook“ zu beteiligen. „We want it clearly laid down that internet companies take responsibility for the manner in which they disseminate, promote and remove content. No matter how tempting it may have been for Twitter to switch off President Trump's account, such serious interference with freedom of expression should not be based on company rules alone. There needs to be a framework of laws for such far-reaching decisions. This is why the Commission launched the Digital Services Act and the Digital Markets Act in December. This is our new rulebook for our digital market. I want to invite our friends in the United States to join our initiatives. Together, we could create a digital economy rulebook that is valid worldwide: It goes from data protection and privacy to the security of critical infrastructure. A body of rules based on our values: Human rights and pluralism, inclusion and the protection of privacy.“