Q2/2019 - Christchurch-Call to Eliminate Terrorist and Violent Extremist Content
Paris, 15. Mai 2019
Nachdem am 15. März 2019 der terroristische Attentäter in Christchurch seinen Anschlag live ins Internet gestellt hatte, häuften sich die Forderungen, einen solchen Missbrauch des Internet zu unterbinden. Die neuseeländische Premierministerin Minister Jacinda Ardern und der französische Präsident Emmanuel Macron ergriffen daraufhin die Initiative, Regierungen und Internet Plattformen gemeinsam ins Boot zu holen mit einer gemeinsame Selbstverpflichtung, die darauf zielt, solche Missbräuche des Internet zukünftig zu verunmöglichen[1]. Ergebnis ist die Formulierung eines Textes (Christchurch Call), der sich sowohl an Regierungen[2] als auch an Online-Plattformen[3]wendet, um Terrorismus und Gewaltpropaganda im Internet entgegenzutreten und gleichzeitig ein freies, offenes und sicheres Internet zu schützen. Ein dritter Teil der Erklärung enthält gemeinsame Verpflichtungen von Regierungen und Online-Plattformen, die auch eine enge Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft vorsehen[4]. Der „Christchurch Call to Eliminate Terrorist and Violent Extremist Content Online“ genannte Text wurde am 15. Mai 2019 der Öffentlichkeit vorlegten.
Der „Christchurch Call“ wurde von Regierungen und allen großen Internet-Plattformen wie Google, Amazon, Facebook, YouTube, Microsoft und Twitter gezeichnet. Nicht gezeichnet haben den Call u.a. die Regierungen von China und Russland sowie den USA. Auch die großen chinesischen Internet-Plattformen wie Baidu, Alibaba oder Tencent haben den Call noch nicht unterschrieben. Substantielle Teile des Christchurch Call spiegeln sich in der Erklärung des G20-Treffens in Osaka (Juni 2019) zur Verhinderung des Missbrauchs für Terrorismus und Gewaltanwendung wider. Die G7-Innenminister hatten sich dazu bereits im April 2019 geäußert und man kann davon ausgehen, dass es eine entsprechende Erklärung auch beim G7-Gipfeltreffen im August 2019 in Biarritz geben wird. Vor allem auch amerikanische Experten haben den Christchurch Call kritisiert mit dem Hinweis, dass eine Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Unternehmen zur Eliminierung von Informationsinhalten und Meinungen gegen den 1. Zusatzartikel (First Amendment) der US-amerikanischen Verfassung verstoßen würde.