Q2/2021 - Russland
Botschaft von Präsident Putin an das russischen Jugend-IGF, 6. April 2021
Der russische Präsident Wladimir Putin hat erstmals eine Botschaft an das russische Jugend-IGF (Internet Governance Forum) gesandt. In der Botschaft würdigt Putin das russische IGF und die UN „Roadmap for Digital Cooperation“ als wichtige Bausteine für die Gestaltung des globalen Internet-Governance-Ecosystems. Putin spricht insbesondere talentierte Jugendliche an, die sich einmischen sollen bei der Ausarbeitung von universellen und fairen Regeln für eine globale Internet Governance: „Young people, with their fresh and unorthodox vision of problems, as well as their creative energy are a crucial creative force in this sphere. Proof of this is the story of the world famous IT companies, social networks and messengers that were initiated by young engineers and software specialists, including Russian citizens and our compatriots. Therefore, we must attract young professionals to tackling current topics related to the formulation of universal, fair rules of internet governance, the protection of information security and the identification of priority spheres of IT development“.[1]
Vor- und Nachbereitung des Gipfeltreffens mit US-Präsident Joe Biden, Juni 2021
Bei dem Gipfeltreffen zwischen dem amerikanischen Präsident Joe Biden und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am 16. Juni 2021 in Genf standen Cybersicherheitsfragen im Zentrum der Diskussion. Präsident Biden hatte vor dem Gipfeltreffen gefordert, Russland müsse gegen von seinem Territorium operierende kriminelle Gruppen vorgehen. Putin hatte seinerseits den USA vorgeworfen, eigene Cyberangriffe zu fahren und einem Cybersicherheitsdialog mit Russland auszuweichen. Im Ergebnis des Gipfels wurde die Aufnahme von bilateralen Konsultationen auf niederer Ebene vereinbart. Wenige Tage nach dem Gipfeltreffen verschwand die von Russland aus operierende Gruppe REvil, die für Cyberangriffe mit Erpressungssoftware auf amerikanische Einrichtungen verantwortlich sein soll, aus dem Netz.
- Im Vorfeld des russisch-amerikanischen Gipfeltreffens gab Präsident Putin dem amerikanischen Fernsehsender NBC ein Interview, bei dem er auch zum Thema Cybersicherheit befragt wurde. Auf die Frage von NBC-Korrespondent Keir Simmons, ob Russland hinter den Angriffen auf SolarWinds oder hinter den Erpressungsattacken gegen die amerikanische Erdölpipeline Colonial und einen Fleischverarbeitungskonzern stehe, antwortete Putin mit der Gegenfrage, wo Simmons Beweise für eine Verstrickung russischer Behörden in diese Cyberangriffe habe: „But where is evidence that this was indeed done? I will tell you that this person has said that, that person has said this. But where is the evidence? Where is proof? When there are charges without evidence, I can tell you that you can take your complaint to the International League of Sexual Reform (SIC). This is a conversation that has no subject. Put something on the table so that we can look and respond. But there isn't anything like that“. Putin machte seinerseits die USA für Cyberangriffe verantwortlich. Er zeigte sich besorgt, dass die NATO „Cyber“ als einen militärischen Operationsraum beschreibt. Putin argumentiert, dass wenn die NATO dies mache, Russland es auch tun müsse. Damit würde eine ungute Entwicklung in Richtung einer Militarisierung des Cyberspace eingeleitet. Man solle von den Abkommen zwischen der Sowjetunion und den USA über die nukleare Abrüstung aus den 1970er und 1980er Jahre lernen und ein Cyber-Wettrüsten vermeiden. Die Forderung der USA, sich nicht in die Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen, sei heuchlerisch. Es seien die USA, die sich in die Angelegenheiten von Dutzenden von Staaten einmische. [2]
- Nach dem Gipfeltreffen bestätigte Putin bei einer Pressekonferenz am 16. Juni 2021 in Genf die vereinbarte Aufnahme von bilateralen Konsultationen zu Cybersicherheit. Er verneinte, dass die russische Regierung hinter Cyberattacken auf westliche Einrichtungen stehe und zitierte amerikanische Quellen, wonach die USA an der Spitze der Länder stehe, die Cyberangriffe auf andere Länder ausführen. Putin sagte, dass Russland in den letzten beiden Jahren insgesamt zwölf Anfragen von US-amerikanischen Stellen im Zusammenhang mit Cyberattacken bekommen habe. Die russischen Behörden hätten auf alle Anfragen ausführlich reagiert. Umgekehrt seien aber 45 Anfragen von Russland an die amerikanische Regierung nicht beantwortet worden. Es sei Zeit auf Konspirationstheorien zu verzichten und sich zusammenzusetzen, um gemeinsam gegen Cyberkriminelle vorzugehen. Russland sei dazu bereit. [3]