Q3/2019 - Europäische Union
Brüssel, Juli – September 2019
Bei der ersten Sitzung des neuen Europäischen Parlaments wurde Ursula von der Leyen zur neuen EU-Kommissionspräsidentin gewählt. In ihrer Ansprache bezeichnete sie die Herausforderung im Cyberspace und die Digitalisierung als eine Priorität ihrer bevorstehenden fünfjährigen Amtszeit. Im Einzelnen nannte sie den Umgang mit Big Data, Künstliche Intelligenz und die Einführung einer Digitalsteuer.
In der neuen Kommission wird die Dänin Margrethe Vestager als designierte Vizepräsidentin für wesentliche Teile der Entwicklung des digitalen europäischen Binnenmarktes sowie für die Cyber- und Digitalstrategie verantwortlich sein. Vestager soll einer neuen intersektoralen Gruppe – der „Commissioners’ Group on a Europe fit for the Digital Age“ – vorstehen[1]. Sie soll dafür sorgen, dass Europa in der globalen Entwicklung wieder eine „Leadership“ Rolle einnimmt. Dabei soll sie den “human and ethical approach“, der Europa auszeichnet, nicht aus dem Auge verlieren. Vestager war in der alten Kommission für Wettbewerbskontrolle zuständig und hat sich in dieser Funktion auch mit der Marktmacht der großen US-amerikanischen Internet-Plattformen auseinandergesetzt.
Eine wichtige Rolle im Bereich von Cyber- und Digitalpolitik der EU wird die designierte französische Kommissarin Sylvie Goulard spielen. Goulard wird zuständig sein für die Entwicklung des europäischen Binnenmarktes. In ihrem „Mission Letter“ erhält sie die Aufgabe, „Europas technologische Souveränität“ zu stärken. Sie soll einen Rahmen schaffen, in dem Europa die „digitale Transition“ meistert. Sie ist zuständig für das anvisierte „Digital Services Act“, einen neuen „Digital Education Action Plan“ sowie ein koordiniertes europäisches Vorgehen zum Thema Künstliche Intelligenz. Goulard soll sich auch mit dem Thema Cybersicherheit und Zertifizierung von Hard- und Software befassen. („I want you to focus on building a real single market for cybersecurity, notably looking at certification, implementing rules on security of network and information systems, rapid emergency response strategies and other relevant areas“)[2].
Das Thema Cyber und Digital wird auch eine Rolle spielen in den Portfolios der anderen EU-Kommissare, insbesondere bei der Bulgarin Marija Gabriel, die bislang für das Thema Informationsgesellschaft zuständig war und jetzt das Portfolio „Innovation und Jugend“ erhalten soll. Auch die Kommissare aus Belgien, Didier Reynders (Justiz), Tschechien, Vera Jourova (Werte und Transparenz) und Schweden, Ylva Johansson (Innenpolitik) werden sich mit dem Thema auseinandersetzen und in der von Margrethe Vestager geleiteten „Commissioners’ Group on a Europe fit for the Digital Age“ zusammenarbeiten. In keinem der „Mission Letters“ an die Kommissare taucht jedoch der Begriff „Internet Governance“ auf.