Q3/2019 - Französische G7-Präsidentschaft
Gipfeltreffen, Biarritz, 24. – 26. August 2019
Der G7-Gipfel in Biarritz wurde dominiert von den aktuellen politischen Krisen und Konflikten im Mittleren Osten, dem Handelskrieg und vom Klimawandel. Internet-relevante Themen waren dennoch allgegenwärtig.
G7 Biarritz Strategy for an Open, Free and Secure Digital Transformation
Mit der „G7 Biarritz Strategy for an Open, Free and Secure Digital Transformation“[1] wurde ein weiteres wichtiges Dokument auf G7-Ebene verabschiedet, das für die Entwicklung einer globalen Politik der G7 zum Thema Internet relevant ist. Das Dokument beschreibt Grundlinien, wie mit der hybriden Natur des Internet – einerseits die gigantischen Möglichkeiten für wirtschaftliches Wachstum, neue Arbeitsplätze, mehr Demokratie und Menschenrechte, andererseits die Gefahren für Missbrauch der Sozialen Netze für die Verbreitung von Hass und Lügen, Cyberterror, Cyberkriminalität, Sicherheitsrisiken bei neuen Technologien, Unwägbarkeiten im Bereich Künstlicher Intelligenz – umgegangen werden soll.
Ursprünglich hatte die französische Präsidentschaft geplant, auch eine gesonderte G7-Erklärung zur Rolle der Massenmedien und der Sozialen Netzwerke im Kampf gegen den Terrorismus zu verabschieden. Frankreich hatte gemeinsam mit Neuseeland nach dem Attentat in der Moschee von Christchurch den sogenannten „Christchurch Call“ verabschiedet, der Regierungen und Online-Plattformen aufruft, aktiv gegen den Missbrauch des Internet für terroristische Aktionen vorzugehen. Frankreich wollte den „Christchurch Call“ ausbauen zu einer „G7 Multistakeholder Internet Charta“. Das wurde jedoch vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump abgelehnt. Die verabschiedete „G7 Biarritz Strategie“ bezieht sich dennoch auf den „Christchurch Call“ ebenso wie auf das beim G20 Gipfel im Juni 2019 verabschiedete „G20 Osaka Leaders' Statement on Preventing Exploitation of the Internet for Terrorism and Violent Extremism Conducive to Terrorism.“ Die US-Regierung erklärte, dass sie grundsätzlich die Ideen des französischen Vorschlags teilt, jedoch aus verfassungsrechtlichen Gründen (First Amendment) keine verbindlichen Verpflichtungen eingehen kann.
Digital Trade, AI & 5G
Ein wichtiges Thema war die Frage der Cybersicherheit, insbesondere beim Ausbau neuer Netze wie 5G. Die G7 riefen auf, die gesamte Zulieferkette im IT-Bereich einem ständigen Sicherheitscheck zu unterziehen. Die G7 unterstützten das unter der japanischen G20-Präsidentschaft (Osaka, Juni 2019) verabschiedete Konzept „Data Free Flow with Trust“ (DFFT), dass u.a. Gegenstand der Verhandlungen im Rahmen der WTO ist.
Eine besondere Rolle spielte das zukünftige Vorgehen der G7-Staaten beim Thema „Künstliche Intelligenz“ (AI). AI ist zu einem Schwerpunktthema der G7 geworden. Bereits die italienischen und kanadischen G7-Präsidentschaften hatten 2017 und 2018 dem Thema gehöriges Gewicht verliehen. In ihrer Erklärung verweisen die G7 auf den hybriden Charakter von AI. Einerseits eröffneten sich gigantische Möglichkeiten zur Erweiterung von Demokratie und Wohlstand; andererseits würden die Gefahren des Missbrauchs neuer Technologien wachsen, der die Menschheit an den Rand einer Katastrophe bringen kann. Gewürdigt wurde die von Kanada und Frankreich initiierte „Global Partnership for AI“. Begrüßt wurden die von der OECD verabschiedeten AI-Empfehlungen vom Mai 2019, die bereits die G20-Staaten im Juni 2019 in Osaka unterstützt hatten.
G7 Digital Transformation in Africa
Eine wichtige Rolle spielte die Einbindung der Entwicklungsländer in die globale G7-Digitalisierungsstrategie. Das gilt insbesondere für Afrika. Nach Ansicht der G7-Führer in Biarritz könnte die „digitale Transformation“ von Afrika zu einem „Game-Changer“ für den ganzen Kontinent werden. Die G7 unterstützen die von der Afrikanischen Union (AU) verkündete „AU Agenda 2063“. 1963 wurden die meisten ehemaligen afrikanischen Kolonien als selbständige Staaten in die UNO aufgenommen. Die AU Strategie zielt auf den 100. Jahrestag dieses Ereignisses. Die G7-Staaten wollen durch ein Bündel verschiedener Maßnahmen Afrika behilflich sein, nicht nur die „digitale Lücke“ zu schließen, sondern durch kreative Digitalisierungsstrategien neue Dynamik in die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas und die Schaffung neuer Jobs, insbesondere für Frauen, bringen. Als Instrumente werden u.a. genannt die „EU-AU Digital Economy Task Force“, der „Digital Economy Moonshot for Africa“ und die „Smart Africa Initiative“. Versprochen wird ein stärkeres Engagement des privaten Sektors beim Aufbau der Infrastruktur und der Entwicklung von E-Commerce. Erwähnt wird dabei auch das Thema Sicherheit beim Aufbau neuer Netzwerke, vor allem im 5G-Bereich. Diese Erklärungen sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund des verstärkten afrikanischen Engagements Chinas (Belt & Road Initiative/BRI, digitale Seidenstraße, Huawei, Alibaba) zu sehen[2].