Q3/2019 - Mircosoft, Cyber Peace Institut (CPI)

Genf 25. September 2019

Am 25. September 2019 wurde in Genf ein „Cyber Peace Institut“ (CPI) gegründet[1]. Das CPI geht zurück auf den Vorschlag von Microsoft aus dem Jahre 2016 zur Ausarbeitung einer neuen „Digital Geneva Convention“. Der Vorschlag stieß damals auf ein geteiltes Echo. Microsoft hat dennoch an der Grundidee weitergearbeitet. Im Jahr 2018 wurde ein „Tech Accord“ zur Unterschrift aufgelegt, der mittlerweile von über 100 Unternehmen gezeichnet wurde[2]. Gleichzeitig startete Microsoft eine Digital Peace Initiative, die mehr als 150.000 Unterschriften zusammenbrachte[3]. Die Gründung des CPI ist der nächste Baustein im Engagement von Microsoft für mehr Sicherheit und Stabilität im Cyberspace.

Das Mandat das neuen Instituts ist auf drei Kernbereiche beschränkt: Hilfe, Verantwortung, Förderung. In erster Linie soll das CPI Opfern von Cyberattacken behilflich sein, sich gegen Attacken zu schützen und entstandene Schäden, so denn möglich, wieder gut zu machen. Weiterhin soll das Institut behilflich sein, anonyme Angreifer zu finden, zu enttarnen und zur Verantwortung zu ziehen, d.h. einen Beitrag zu dem politisch strittigen Thema „Attribution“ zu leisten ohne in den Souveränitätsbereich von Staaten einzugreifen. Schließlich soll es auch dazu beitragen, Rechtsstaatlichkeit in Cyberspace insgesamt zu stärken, für größere Transparenz zu sorgen sowie notwendiges Wissen um die Gefahren und Möglichkeiten des Cyberspace zu verbreiten. Das Mandat in den drei Kernbereichen wird wie folgt beschrieben:

  • Hilfe: Koordinierung der Wiederherstellungsmaßnahmen für die am stärksten gefährdeten Opfer von Cyberangriffen und Hilfe für gefährdete Gemeinschaften und Organisationen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Angriffen zu erhöhen
  • Verantwortung: Förderung einer kollektiven Analyse, Forschung und Untersuchung von Cyberangriffen, auch mittels Bewertung ihrer Schäden, sowie Schaffung von größerer Transparenz für das Problem, um dank einer besseren Datengrundlage bessere Informationen zu ermöglichen
  • Förderung: Förderung eines positiven und verantwortungsvollen Verhaltens im Cyberspace durch Stärkung und Verbesserung der Abstimmung und Einhaltung internationaler Gesetze und Regeln

Erste Präsidentin des Digital Peace Instituts wurde Marietje Schaake, ehemalige niederländische Abgeordnete im Europäischen Parlament. Schaake hat sich als MEP einen weithin respektierten Ruf als Internet-Expertin erarbeitet. Sie war ein Commissioner in der Global Commission on Stability in Cyberspace (GCSC) und nahm regelmäßig am von der UNO veranstalteten Internet Governance Forum (IGF) teil. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Europäischen Parlament im Mai 2019 war Marietje Schaake an das Stanford Cyber Policy Center und das Institute for Human-Centered Artificial Intelligence der Stanford Universität gewechselt.

  • Als CEO des neuen Instituts wurde der Franzose Stéphane Duguin berufen. Duguin hat jahrelang für die Europäische Kommission und EUROPOL gearbeitet.
  • Ein achtköpfiges „Executive Board“ fungiert als Aufsichtsrat. Dem Board gehören u.a. an Brad Smith, Präsident von Microsoft, und Khoo Boon Hui, ehemalige Präsident von Interpol.
  • Ein 14-köpfiger „Advisory Council“ wird das neue Institut beraten. Dem Advisory Council gehören u.a. an Prof. Joe Nye, JFK School of Government der Harvard Universität und Mitglied der Global Commission on Stability in Cyberspace (GCSC) sowie Jamie Shea, ehemaliger NATO-Pressesprecher[4].

Sitz des neuen Digital Peace Instituts ist Genf. Finanziert wird das Institut zunächst mit jeweils fünf Millionen US-Dollar von den drei Gründungsmitgliedern Hewlett Foundation, Mastercard und Microsoft. Als weitere Groß-Sponsoren haben sich Facebook und die Ford Foundation engagiert. Weitere 14 Unternehmen und Plattformen, darunter die Bertelsmann Stiftung, Packet Clearing House und die Global Cyber Alliance, fungieren als Partner des Instituts. Weitere Partner werden gesucht. Wie groß das Institut insgesamt werden soll ist noch offen. Zunächst sind vier weitere Stellen für die Leitung des Instituts ausgeschrieben (Chief Communications Officer, Chief of Staff, Chief Operations Officer und Chief Technology Officer). Man kann sich beim CPI auch als „Volunteer“ bewerben.

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Q3/2019Microsoft
  1. [1] CyberPeace Institute to Support Victims Harmed by Escalating Conflicts in Cyberspace, Genf, 25. September 2019, in: https://cyberpeaceinstitute.org/
  2. [4] Members of the CyberPeace Institute's Executive Board include: Alejandro Becerra Gonzalez, Global Information Security Director, Telefonica, Khoo Boon Hui, Former President, Interpol, Merle Maigre, Executive Vice President for Government Relations at CybExer Technologies, Alexander Niejelow, Senior Vice President, Cybersecurity Coordination & Advocacy, Mastercard, Anne-Marie Slaughter, CEO of New America, Brad Smith, President, Microsoft, Eli Sugarman, Program Officer, Cyber Initiative, Hewlett Foundation, Martin Vetterli, President, École Polytechnique Fédérale de Lausanne, EPFL; The CyberPeace Institute's Advisory Board includes: Sunil Abraham, Executive Director, Centre for Internet and Society, Cheryl Carolus, co-founder of Peotona Capital, Ron Deibert, Director, The Citizen Lab, Niva Elkin-Koren, founding Director, Haifa Center for Law and Technology; Co-Director, Center for Cyber, Law and Policy, Jen Ellis, Vice-President Community and Public Affairs, Rapid7, Vasu Gounden, Executive Director of the African Centre for the Constructive Resolution of Disputes, Fergus Hanson, Director of International Cyber Policy Centre, Australian Strategic Policy Institute, Chung Min Lee, Chairman of the Advisory Council of the International Institute for Strategic Studies, Joseph S. Nye Jr., University Distinguished Service Professor, Emeritus and former Dean of the Harvard's Kennedy School of Government, Luisa Parraguez, Global Affairs and International Security Professor, Tecnológico de Monterrey, Jamie Shea, Professor of strategy and security, University of Exeter, Michael Schmitt, Professor of International Law, University of Exeter, Danny Sriskandarajah, Chief Executive Officer, OXFAM GB, Luis Videgaray Caso, Senior Lecturer at MIT and former Mexican Secretary of Foreign Affairs, in https://cyberpeaceinstitute.org/