Q3/2020 - Global Internet Forum to Counter Terrorism (GIFCT)
Brief vom „Center for Democracy and Technology“, 30. Juli 2020
Das 2017 von vier US-amerikanischen Unternehmen (Facebook, Microsoft, Twitter und YouTube) gegründete „Global Internet Forum to Counter Terrorism“ (GIFCT) sollte das Engagement der Privatwirtschaft bei der Verhütung und Verfolgung von terroristischen Straftaten im Internet verstärken. 2019 traten Dropbox, Amazon, LinkedIn and WhatsApp dem GIFCT bei. Noch hat das Globale Internet Forum aber wenig bewirkt. Daher soll es jetzt umstrukturiert, auf breitere Füße gestellt und effektiver gestaltet werden. Ziel ist es, dass GIFTC unabhängiger zu machen, es stärker „Multistakeholder“ auszurichten und eine langfristig angelegte nachhaltigere Arbeit zu ermöglichen[1]. Am 23. Juli 2020 fand dazu ein virtuelles Multistakeholder Forum statt. Executive Director ist Nicholas Rasmussen. Er hat jahrelang zu Cybersicherheitsfragen im Weißen Haus, im US-Außenministerium und im Geheimdienst gearbeitet, u.a. als Senior Direktor für Counterterrorismus im Nationalen Sicherheitsrat (NSC) der USA. Vorsitzender des neuen internationalen Beirates wurde der Norweger Bjørn Ihler, Überlebender des Terroraktionen auf der norwegischen Insel Utøya im Jahr 2011 und Mitbegründer des Khalifa Ihler-Instituts, das sich mit Strategien zur Terrorismusbekämpfung auseinandersetzt.
Die Aktivitäten des GIFTC stoßen auf eine unterschiedliche Reaktion. Viele Regierungen begrüßen ein größeres Engagement der privaten Wirtschaft im Kampf gegen Terrorismus. Zivilgesellschaftliche Organisationen äußern aber auch Misstrauen gegenüber GIFTC und weisen auf die Komplexität, Vielschichtigkeit und unbeabsichtigte Nebenwirkungen der GIFTC Aktivitäten hin. In einem Brief vom 30. Juli 2020 hat das US-amerikanische „Center für Democracy and Technology“ (CDT), eine der führenden zivilgesellschaftlichen Organisationen im Internet Governance Ecosystem, einen Brief an den Direktor des GIFTC, Nicholas Rasmussen, geschrieben, der die Bedenken gegenüber die Plänen des GIFTC zum Ausdruck bringt. Mit Sorge sieht CDT vor allem die Absicht, dass private Unternehmen eine größere Rolle bei der sogenannten „Content Moderation“ und „Content Curation“ im Internet spielen wollen: „We would also like to discuss your vision for GIFCT and where you see it fitting into existing content moderation and counter-terrorism work. In a troubling trend, policy makers in government and at technology companies are increasingly treating content moderation as the tool of choice for counter-terrorism work without any assessment of its impact on human rights, much less adequate safeguards for protection of those rights. Content moderation also appears to be deployed at the expense of other programmes that could address the root causes of “violent extremism” and radicalisation more effectively in the long term. GIFCT is also engaging with law enforcement and experts in challenging violent extremism and counter-terrorism without transparency or any real assessment of the potential human rights harms this could cause. Counter-terrorism programs and surveillance have violated the rights of Muslims, Arabs, and other groups around the world, and have been used by governments to silence civil society. We want to ensure that the boundaries between content moderation and counter terrorism are clear[2].