Q3/2021 - G7-Treffen der Innenminister
London, 9. September 2021
Das Treffen der G7-Innenminister beschäftigte sich u.a. mit den jüngsten Cyberattacken und Erpressungsversuchen im Internet, dem Verhältnis von Verschlüsselung von privater Kommunikation und Verbrechensbekämpfung sowie mit der Bekämpfung von Terrorismus im Internet.
Die Minister verabschiedeten eine gesonderte Erklärung wie sie dem Missbrauch des Internets für extremistische und terroristische Propaganda begegnen wollen[1]. Eine solche Propaganda würde zunehmend zu einer Gefahr für die nationale Sicherheit der G7-Staaten. Die Minister forderten eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und der technischen Community, um diesem Missbrauch Einhalt zu gebieten. Dabei würdigten sie insbesondere die Arbeit des „Global Internet Forum to Counter Terrorism“ (GIFCT), den „Christchurch Call to Action“ und das „EU Internet Forum“ als gute Beispiele. Da terroristische Propaganda in vielen Sprachen verbreitet würde, bedürfe es aber größerer Anstrengungen, im nicht-englischen Sprachraum aktiv zu werden. Die in der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Stakeholdern bisher entwickelten crisis response mechanisms wie das GIFCT Content Incident Protocol (CIP), das EU Crisis Protocol (EUCP) und der Christchurch Call to Action Crisis Response Protocol seien hilfreiche Instrumente, die auch bei den durch COVID-19 noch angewachsenen Missbrauchsfällen zur Anwendung kämen. Schwierig sei, dass viele dieser Attacken territorial schwer einzugrenzen seien, häufig anonym erfolgten und nicht immer einer designierten terroristischen Gruppe zuzurechnen seien. Die G7-Innenminister fordern mehr Investitionen in Bildung und Aufklärung sowie die Schaffung von öffentlichem Bewusstsein, um breitere Bevölkerungsschichten für die Gefahren extremistischer und terroristischer Propaganda im Internet zu sensibilisieren. Dabei müssten Lösungen gefunden werden, die die Freiheit und Offenheit des Internets nicht beschädigen. „We believe that we will create a safer internet environment for all internet users, maintaining our strong commitment to free, open and secure internet, which safeguards the free flow of information, and promotes and protects human rights and fundamental freedoms.“
Die G7-Innenminister beschäftigten sich auch mit der Frage der Verschlüsselung. Dabei forderten sie eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen und der Industrie. Bürger hätten einen Anspruch auf sichere und das heißt auch verschlüsselte private Kommunikation. Bürger hätten jedoch auch einen Anspruch, vor Kriminellen geschützt zu werden. Von der Industrie müsse man erwarten, dass sie sichere Hard- und Software auf den Markt bringt. Es dürfe aber nicht ein Gegeneinander von Regierung und Industrie geben. „We believe that it is right to expect internet technology companies to make decisions that reflect and take into account public safety protections; and that such decisions should be informed by consultation with representatives of Government in democratic societies. We believe that services should take steps both to secure and protect the confidentiality of digital communications and individuals' online activities and to protect public safety. We reject that, in democratic societies with strong human rights laws and procedural safeguards, there is inevitably a choice to be made between either protecting the confidentiality of digital communications and other activities or protecting our citizens from harm“[2].
Die Minister beschäftigten sich auch mit dem Anwachsen von Cyberangriffen und dem Einsatz von Erpressungssoftware gegen öffentliche und private Institutionen wie Krankenhäuser, Schulen, öffentliche Verwaltungen oder private Unternehmen. Auch hier wurde auf der Suche nach entsprechenden Antworten auf das Multistakeholder-Prinzip verwiesen. Um den Kriminellen das Handwerk zu legen, bedürfe es einer breiten Zusammenarbeit aller Betroffenen und Beteiligten sowie innovativer politischer Lösungen und neuen Formen grenzüberschreitender Kollaboration. Für Ende 2021 wurde die Organisation eines „Extraordinary Senior Officials Forum on Ransomware“ angekündigt, an dem alle Stakeholder, involvierte Organisationen wie ENISA, Interpol, UNODC, FAT sowie die Justiz- und Innenminister der G7-Staaten teilnehmen sollten[3].