Q4/2018 - Web-Summit
Lissabon, 4. November 2018
Der sogenannte Web-Summit – eine Internet Messe mit einem hochrangigen Konferenzprogramm, erfunden vor mehr als zehn Jahren von dem irischen Konferenzveranstalter Paddy Cosgrave – hat sich in den letzten Jahren zu einer der größten internationalen Internet-Veranstaltungen entwickelt. Der Web-Summit im November 2018 auf dem ehemaligen EXPO-Gelände in Lissabon umfasst rund 70.000 Besucher, darunter 3.000 Experten. Teilnehmer waren u.a. UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Kommissarin Margrethe Vestager, der ehemalige britische Premierminister Tony Blair und Brad Smith, Präsident von Microsoft.
In seiner Rede hob UN-Generalsekretär António Guterres drei Probleme hervor, die eine erweiterte internationale Zusammenarbeit verlangen: Die Zukunft der Arbeit, die Auseinandersetzung mit Fake News und Hate Speech sowie eine mögliche Militarisierung des Cyberspace. Er unterstrich, dass das Völkerrecht der UN Charta auch für den Cyberspace gilt, dass aber nicht alle Probleme der digitalen Welt mit den klassischen Instrumenten der Diplomatie des 20. Jahrhunderts gelöst werden können. Es bedürfe einer neuen innovativen Kooperation aller beteiligten Stakeholder. Die UN könne für eine solche Kooperation eine Plattform bieten, sehe sich aber selbst nicht in der Rolle eines Regulierers für das Internet.
Ein Höhepunkt des Web-Summit war der erneute Vorstoß von Sir Tim Berners-Lee, Erfinder des World Wide Web, für die Ausarbeitung einer globalen Internet Charta. Berners-Lee schlug jetzt einen neuen „Contract for the Web“ vor. Der Entwurf enthältjeweils drei klare und eindeutige Verpflichtungen für Regierungen, Unternehmen und Bürger, wie das Web sicher, offen und frei gehalten werden kann. Der „Contract for the Web“ wird von zahlreichen Regierungen, darunter Frankreich und Deutschland, großen Unternehmen, darunter Google und Microsoft und Hunderten von Experten und Institutionen unterstützt. Nach Angaben von Sir Tim Berners-Lee werden Feedback und die kritischen Kommentare im Lauf des Jahres 2019 zu einer endgültigen Fassung des „Contracts for the Web“ führen. Wie dann dieses Dokument verabschiedet wird und welchen politischen Stellenwert es erhält, ist momentan noch unklar.