Q4/2020 - INTERPOL & Europol
8. INTERPOL-Europol Cybercrime-Konferenz, 6. Oktober 2020 (virtuell)
Am 6. Oktober 2020 fand die 8. INTERPOL-Europol Cybercrime Conference erstmals als virtuelles Meeting statt. Über 400 Cyberexperten nahmen teil. Diskutiert wurden neue Cyberbedrohungen und Strategien. Die COVID-19-Pandemie – und der damit verbundene rasante Anstieg der Internetnutzung für private und institutionelle Kommunikation – sei von Kriminellen als eine neue Möglichkeit für Cyberangriffe aller Art genutzt worden. „Wenn 4,5 Milliarden das Internet nutzen sind mehr als die Hälfte der Menschheit von Internetkriminalität bedroht“ sagte der Generalsekretär von Interpol, Jürgen Stock. Dringend notwendig sei ein größeres Problembewusstsein und die Entwicklung neuer Tools. Bemängelt wurde eine ungenügende Datenlage über die alltägliche Cyberkriminalität. “Information is the key enabler that can bring us together and make us stronger in the fight against cybercrime. Aggregating national datasets on cybercrime on a global scale is therefore crucial“[1].
INTERPOL startete bei der Konferenz seine neue Kampagne zur Schaffung eines größeren öffentlichen Bewusstseins gegenüber den Gefahren von Cyberkriminalität. In der „realen Welt“ würden Opfer von kriminellen Angriffen diese zur Anzeige bringen. Das sei in der Cyberwelt noch nicht Praxis. Insofern hätten Polizei und Strafverfolgungsbehörden ein ungenaues Wissen über die tatsächliche Dimension von Straftaten im Cyberspace. Die Interpol-Kampagne hat die häufigsten Verbrechen im Cyberspace kategorisiert und Vorschläge gemacht, wie dazu konkrete Daten über Straftaten gesammelt werden können. Die sechs Kategorien sind:
- Phishing
- Ransomware
- Sextortion
- Cryptojacking
- Business email compromise (BEC)
- fraud[2]
Europol stellte die 2020er Ausgabe seines „Internet Organised Crime Threat Assessment“ vor. Die Studie enthält auf 70 Seiten eine ausführliche Analyse der sich dynamisch entwickelnden Bedrohungslage im Cyberspace. Zugenommen haben insbesondere kriminelle Aktivitäten mit Erpressungssoftware (Ransomware). Diese Angriffe würden sich immer mehr auf kritische Infrastrukturen und auf Schnittstellen bei Lieferketten konzentrieren. Um eine „Entsperrung“ zu erreichen würden die Kriminellen immer mehr „privacy oriented cryptocoins“ einfordern. Weiter zugenommen haben DDoS-Angriffe. Auch Kinderpornografie hat zugenommen. In Zeiten der Pandemie gäbe es hier immer mehr Livestreams, bei denen Kinder sexuell missbraucht würden. Neue Formen seine SIM-Swapping und e-Skimming. Im Darknet würden immer mehr „privacy enhanced coinjoin concepts“ wie Wasabi und Samurai benutzt. Die Studie gibt vier Empfehlungen wie Strafverfolgungsbehörden den neuen Trends begegnen sollen:
- information sharing
- removing practical obstacles
- enhance judicial cooperation
- reduce time
- foster a culture of transparency and trust
- enhancing the legal framework;
- prevention and awareness;
- capacity building[3].
Vom 23. bis 27. November fand die 3. gemeinsame Konferenz von Interpol und dem UN-Institut für interregionale Kriminalitäts- und Justizforschung (UNICRI) zum Thema Künstliche Intelligenz und Cyberkriminalität als virtuelles Meeting statt. 60 Teilnehmer aus 80 Ländern diskutierten den Missbrauch von Künstlicher Intelligenz für Straftaten und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Strafverfolgung (Kampf gegen sexuellen Missbrauch von Kindern, gegen Terrorismus im Internet und kriminellen Einsatz von auf KI basierten Drohnen). Bis zur 4. Konferenz 2021 sollen UNICRI’s Centre for Artificial Intelligence and Robotics und das INTERPOL Innovation Centre ein “Responsible AI Innovation Toolkit for Law Enforcement” erarbeiten[4].