Q4/2020 - OECD
OECD/G20 Inclusive Framework on BEPS zur Digitalsteuer, 8. und 9. Oktober 2020 (virtuell)
Nach einer zweitägigen Sitzung am 8. und 9. Oktober 2020 konnte die „OECD/G20 Inclusive Framework on BEPS-Group“ den vorläufigen erfolgreiche Abschluss der mehrjährigen Verhandlungen zu einem neuen globalen Regime für eine Digitalsteuer vermelden. An den unter dem Kürzel BEPS (Base Erosion and Profit Shifting) bekannt gewordenen Verhandlungen nehmen 137 Staaten teil[1]. In der Erklärung vom 9. Oktober 2020 heißt es, dass die Einsicht, die seit langem anstehende Reform des internationalen Steuerregimes, die durch die Konsequenzen der globalen Digitalisierung in den letzten Jahren immer sichtbarer geworden war, voranzubringen, durch die Covid-19 Pandemie beschleunigt wurde. Regierungen müssten nach der Pandemie ihre Finanzen wieder in Ordnung bringen und könnten daher auf das neue, faire Steuermodell nicht verzichten. Profitable Unternehmen müssten einen fairen Anteil an den Belastungen tragen, und zwar dort, wo sie ihre Geschäfte machen.
Das vorgeschlagene neue Regime „Blueprints on Pillar One and Pillar Two“, basiert auf zwei „Säulen“ (Pillars).
- Bei der Säule 1[2] gehe es um neue Regeln, wo die Steuern zu zahlen sind ("Anknüpfungsregeln") sowie einen grundlegend neuen Ansatz zur Aufteilung der Besteuerungsrechte zwischen den Ländern. Ziel ist es sicherzustellen, dass hochdigitalisierte oder verbraucherorientierte multinationale Unternehmen dort Steuern zahlen, wo sie einer dauerhaften und wesentlichen Geschäftstätigkeit nachgehen und nicht mehr nur dort, wo sie einen geographisch lokalisierten Firmensitz haben.
- Bei der Säule 2[3] gehe es um die Einführung einer globalen Mindeststeuer, mit der die Länder noch bestehenden Problemen der Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung durch multinationale Unternehmen begegnen könnten. Damit sollen sogenannte „Steueroasen“ trockengelegt werden.
Die jetzt zur Diskussion gestellten „Blueprints“ repräsentieren eine grundlegende Einigung. Sie sind jedoch noch kein völkerrechtlicher Vertrag. Bei beiden Säulen gibt es nach wie vor einige strittige Themen, zu denen ein Konsensus noch gefunden werden muss. Die Verhandler sind aber zuversichtlich, bis Mitte 2021 die noch offenen Probleme lösen und die Entwürfe für entsprechende Verträge fertigstellen zu können. Damit würden angedrohte Alleingänge, wie z.B. die von der Europäische Union ins Auge gefasste „Europäische Digitalsteuer“ überflüssig. Unklar ist jedoch, wie sich die neue US-Regierung zu dem jetzt vorgeschlagenen Paket verhält. Die Trump-Administration hatte im Juni 2020 die Verhandlungen verlassen. OECD-Generalsekretär Ángel Gurria warnte vor einem Scheitern: “It is imperative that we take this work across the finish line. Failure would risk tax wars turning into trade wars at a time when the global economy is already suffering enormously.” Zur Debatte stehen rund 200 Milliarden US-Dollar, die durch das neue Regime unverteilt würden.