Q1/2019 - WIPO

Genf, 31. Januar 2019

Eine umfassende Studie zur künstlichen Intelligenz unter besonderer Berücksichtigung der dabei aufgeworfenen Fragen für Trademarks und Patente wurde von der Welturheberrechtsorganisation (WIPO) am 3 Januar 2019 in Genf vorgestellt. Die erste Veröffentlichung der neuen Publikationsreihe „WIPO Technology Trend“ untersucht u.a. Entwicklungen in den Bereichen Maschinelles Lernen, Maschinelles Sehen, Sprach- und Gesichtserkennung sowie Robotik. Die Mehrheit der angemeldeten KI-Patente seien Anwendungen in den Bereichen Transport, Telekommunikation sowie Bio- und Medizinwissenschaften. Die Patent-Anmeldungen im Bereich sogenannter „persönlicher Geräte“ sei von 2.915 im Jahr 2013 auf 3.977 im Jahr 2016 (Steigerungsrate von elf Prozent) angewachsen.

WIPO-Generalsekretär Francis Gurry sagte: "Die Patentaktivitäten im Bereich der künstlichen Intelligenz nehmen rasant zu, sodass wir mit einer sehr großen Zahl neuer KI-basierter Produkte, Anwendungen und Techniken rechnen können, die unser tägliches Leben verändern – und auch die künftige menschliche Interaktion mit den von uns entwickelten Maschinen prägen werden. Die Auswirkungen der KI auf die Zukunft der menschlichen Entwicklung sind tiefgreifend. Der erste Schritt zur Maximierung des weit verbreiteten Nutzens von KI bei gleichzeitiger Bewältigung ethischer, rechtlicher und regulatorischer Herausforderungen besteht darin, eine gemeinsame sachliche Grundlage für das Verständnis von künstlicher Intelligenz zu schaffen“. Mit der Studie wolle die WIPO einen Beitrag leisten um „evidenzbasierte Prognosen“ zu ermöglichen und beizutragen zur Entwicklung einer „globalen Politik über die Zukunft der KI, ihre Governance und den sie unterstützenden Rahmen für Geistiges Eigentum [1]."

Die Studie enthält ein Vorwort von KI-Guru und Stanford Professor Andrew Ng, der zuvor u.a. bei Baidu und Google für KI-Projekte verantwortlich war. Ng empfiehlt die Organisation einer breiten Multistakeholder-Zusammenarbeit, um mehr öffentliches Bewusstsein für die Möglichkeiten und Risiken von KI zu schaffen[2]. Er beklagt, dass in der KI-Forschung USA und China eine dominierende Rolle spielen und fordert alle Regierungen auf, mehr in KI-Bildung zu investieren[3].

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Q1/2019
  1. [1] WIPO-Studie über "Technologietrends" untersucht Künstliche Intelligenz: IBM und Microsoft sind beim jüngsten globalen Aufschwung im Bereich der KI-Erfindungen führend. Genf, 31. Januar 2019: Einige Erkenntnisse der Studie: 1. Seit den Anfängen der KI in den 1950er Jahren haben Erfinder und Forscher bis 2016 annähernd 340.000 Erfindungen im Zusammenhang mit der KI angemeldet und über 1,6 Millionen wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. 2. Die KI-bezogene Patentierung wächst rasant, wobei mehr als die Hälfte der ermittelten Erfindungen seit 2013 veröffentlicht wurden. 3. Bei 26 der 30 wichtigsten KI-Patentanmelder handelt es sich um Unternehmen, die restlichen vier sind Universitäten oder öffentliche Forschungseinrichtungen. 4. Die in den Vereinigten Staaten ansässige International Business Machines Corp. (IBM) hatte Ende 2016 mit 8.290 Erfindungen das größte Portfolio an KI-Patentanmeldungen, gefolgt von der US-amerikanischen Microsoft Corp. mit 5.930. Auf den folgenden Plätzen lagen: die Toshiba Corp. mit Sitz in Japan (5.223), die Samsung Gruppe aus der Republik Korea (5.102) und die japanische NEC Gruppe (4.406). (Kapitel 4). 5. Chinesische Organisationen machen 3 der 4 akademischen Akteure unter den Top 30 der Patentanmelder aus, wobei die Chinesische Akademie der Wissenschaften mit über 2.500 Patentfamilien den 17. Platz belegt. Bei den akademischen Akteuren handelt es sich bei 17 der 20 wichtigsten akademischen Akteure im Bereich der KI-Patentierung sowie bei 10 der 20 besten wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der KI um chinesische Organisationen. Siehe: https://www.wipo.int/export/sites/www/pressroom/de/documents/pr_2019_827.pdf
  2. [2] Siehe: WIPO Technology Trends: Artificial Intelligence, WIPO, Genf, Januar 2019, Vorwort von Andrew Ng: „In order to help more people and businesses harness the potential of AI, we should consider the following three actions: 1. Build more public–private partnerships: When companies and universities or government organizations work together, both sides can benefit. For example, university researchers can access more data and understand relevant problems, and corporations can understand the latest breakthroughs in technology. 2. Continue promoting the free and open sharing of AI knowledge and resources: Companies have joined universities as leading forces for publishing free and open AI research. The arXiv repository has made a huge difference to the AI revolution, as has the hosting service GitHub because it dramatically accelerates the free dissemination of ideas. Other fields can learn this lesson and move away from paywalled journals. 3. Promote increased understanding of AI: Today, you can get a PhD to learn AI, but it’s not the only option. Traditional degrees, jobs that allow you to learn, and at-home online learning programs (such as MOOCs) are all good ways for people to learn and work on important problems. The more widely accessible information we have, the more flexibility people will have to learn. https://www.wipo.int/tech_trends/en/artificial_intelligence/
  3. [3] Siehe: Andrew Ng, ebenda: „Today, a significant amount of AI research and education is taking place in the United States and China. These countries are home to many of the best universities in the world, and their governments have provided funding and created thoughtful regulations that enable innovation. But the United States and China have also built incredible business ecosystems. It’s very difficult for other countries, even those with great education, to compete with the business, engineering and investing talent of those two countries. To close this gap, and work towards decentralizing the concentration of AI technology, we must invest in education. Governments should invest heavily in educating their citizens and enter public–private partnerships to adopt AI-powered systems safely. AI will transform every facet of society. It brings tremendous promise to improve our lives and the world we live in, but it will require the creation of an AI ecosystem to ensure long-term, sustainable growth. As this report highlights, AI technology and innovation has until now been focused on a small number of regions and organizations. In building a fairer and more equitable AI-driven society, we must empower businesses, governments and citizens who may be impacted by automation to ensure that the benefits of AI are widely shared. https://www.wipo.int/tech_trends/en/artificial_intelligence/